Igra Staklenih Perli: Soft Explosion Live / Tiha eksplozija u živo english

„Soft explosion live“ war die erste Kalemegdan Disk Veröffentlichung im Sommer 1991 und wird – was auch immer im Laufe der Jahre noch folgen wird – auf ewig etwas sehr spezielles und persönliches bleiben: Die Verwirklichung meines Trips ohne jegliche kommerzielle Interessen und Kalkulationen.

1989 lernte ich Pedja Vuković bei Moma Rajin in Belgrad kennen und war bei ihm seitdem regelmäßig alle zwei bis drei Monate zu Gast. Wir redeten über Igra Staklenih Perli, über Rock in Jugoslawien und über den Rest der Welt, wie er sich aus der Belgrader Sichtweise darstellte. Pedja spielte mir einiges vor, was die Gruppe Ende der Siebziger Jahre zu privaten Zwecken auf Kassette aufgenommen hatte. Irgendwann stellte er mir zwei völlig verrauschte Kassetten zusammen, unter anderem einen Konzertmitschnitt, dessen eigenartiger Wirkung ich mich in den Folgemonaten immer öfter ausgesetzt sah …

Da Pedja und ich uns schnell einig waren, daß es eigentlich schade ist, daß ihr restliches Material nur herumgammelt und von niemandem gehört werden kann, fragte ich mich mit der Zeit immer ernsthafter, welchen Beitrag ich als Vinylfreak leisten könnte, um ihre Musik einem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Obwohl (oder weil?) mir klar war, daß Igra Staklenih Perli nicht nur in Jugoslawien eine Ausnahmegruppe darstellten und daß sich außer mir wohl niemand für diese Band engagieren würde, zögerte ich bis Oktober 1990, da es uns nicht gelingen wollte, die Masterbänder ihrer beiden RTB-LPs aufzufinden.

Der 26. November 1990 war dann das entscheidende Datum: Zwei Tage war ich bereits wieder in Belgrad, als ich am frühen Abend einer plötzlichen Gefühlseingebung folgte und zu Pedja fuhr, obwohl ich andere Termine hatte (aber genau das mochte ich an Jugoslawien). Pedja ist tatsächlich zu Hause – zusammen mit einem Freund, den er mir als Vojkan Rakić, ihren früheren Gitarristen, vorstellt. Daß nach einer weiteren Stunde nach Zoran Lakićs Ankunft der Gruppenkern komplett zusammensitzt, ist dann schon keine Überraschung mehr. Klar war eigentlich von Anfang an, daß wir etwas zusammen machen wollten, jedoch stellte sich bald heraus, daß Igra Staklenih Perli nicht über eine einzige Studioaufnahme verfügten, sondern daß ihr gesamtes Material auf gewöhnlichen Kassetten aufgenommen war.

Studioqualität oder nicht, schlußendlich war es mir egal und wir verständigten uns auf zwei LPs mit unveröffentlichten Aufnahmen („Soft explosion live“ und „Inner flow“ waren später ihre Titel). Die erste Auflage des Live-Albums (500 Stück) erschien im Sommer 1991, alles in allem war ich damit jedoch nicht zufrieden: Der Sound war unausgewogen abgemischt, die Höhen schepperten ein wenig, auf der B-Seite fehlte etwas Baß und die Reihenfolge der Stücke ergab nicht wirklich Sinn.

Im April und Mai 1992, als ich in dieser Phase das letzte Mal - dafür gleich für fünf Wochen -.in Belgrad verweilte, verständigten sich Pedja und ich auf eine komplette Neubearbeitung. Am 20. Juni 1992 bearbeiteten Tontechniker Michael Carstens, Vesna Jakovljević und ich die Originalaufnahme in vier Stunden Studiozeit noch einmal. Diesmal analog und ohne am Originalkassettensound viel zu verändern. Die Stücke sind nun genau in der Reihenfolge, in der sie 1978 in der Stomatološki fakultet (zahnmedizinische Fakultät) aufgenommen wurden. Lediglich „Soft explosion“ und „Solar modus“ haben wir etwas gekürzt und das letzte Stück „Majestic end“ durch die Schlußpassage von „Soft explosion“ ersetzt, da hier leider die Originalkassette zu früh zu Ende war.

Text: Thomas Werner

Veröffentlicht 1993 als Beilage zur 2. Pressung der Kalemegdan Disk LP KD 001 Igra Staklenih Perli: Soft Explosion Live / Tiha eksplozija u živo.